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Walter und ich

Walter Röhrl ist eines der deutschen Sportidole, die auch Nachgeborene kennen. Ich habe nie ein Rennen von Röhrl gesehen, trotzdem schießt mir sofort eine Gedankenkette in den Kopf, wenn ich den Namen höre: Rallye – Monte Carlo – Weltmeister. Sein langjähriger Copilot Christian Geistdörfer nimmt die Leser in seinem reich bebilderten „Walter und ich. Röhrl/Geistdörfer – das Dreamteam des Rallyesports“ mit auf die wilden Fahrten.

Großartige Bilder und tiefe Einblicke

Christian Geistdörfer beginnt seine Erinnerungen mit einer Rückblende auf die letzte Etappe der Rallye Monte Carlo 1980 und die Zieleinfahrt. Nach einer schweren Enttäuschung im Jahr vorher haben Röhrl/Geistdörfer nun endlich gewonnen. Die Beschreibung, wie die beiden Männer im Moment des größten Erfolgs kein Wort miteinander reden, sondern jeder für sich im Cockpit das Glück genießt, hat mich unmittelbar gepackt. Geistdörfer versteht es, den Leser ganz nah ranzulassen und so Emotion zu erzeugen.

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Mit Walter Röhrl und Christian Geistdörfer auf rasante Zeitreise.

Einen wesentlichen Teil zur Qualität des Buches tragen die vielen Fotos bei. Geistdörfer hat Bilder aus mehreren Archiven zusammengetragen, und auch bislang unveröffentlichte Fotos aus seiner Privatsammlung freigegeben. Zum Teil sind diese schwarz-weiß, etwas unscharf und grobkörnig. Für mich hat das die Atmosphäre der Bilder noch bereichert, wenn beispielsweise bei der Jänner-Rallye 1977 ein Kadett quer durch die verschneite Kurve driftet. Die Auswahl der Bilder fand ich ebenfalls sehr gelungen. Aktionsbilder wechseln sich mit Siegerposen und scheinbar nebensächlichen Schnappschüssen ab. Besonders auf letzteren wird deutlich, wie abenteuerlich der Rallyesport in den 1970er und 1980er Jahren war, wie oft auch Improvisation nötig war.

Nach 1980 geborene kennen Walter Röhrl am ehesten von einer spektakulären Audi-Werbung, in der er mit einem Allrad getriebenen Fahrzeug eine Skisprungschanze hochfährt. Umso überraschter war ich, dass Röhrl/Geistdörfer für fast alle bekannten Automarken Rennen gefahren sind: Fiat, Opel, Mercedes, Porsche, Lancia und zum Schluss eben Audi. Wahrscheinlich ist es Beweis der Qualität des Duos, dass sie mit jedem Fahrzeug Erfolg hatten.

„Gebetbücher“ mit Vorleseanleitung

Heimliches Highlight des Buches sind die Fotos der Aufschriebe, also jener Notizen, die der Beifahrer zu jeder Etappe mühevoll per Hand angelegt hat, und auf die sich der Fahrer blind verlassen musste. Besser hat man den Rallyesport vielleicht nie nachvollziehen können, als bei der Lektüre dieser „Gebetbücher“.

„Walter und ich“ ist ein großartiges Buch für jeden Rennsport- und Automobilfan. Es ist das bislang großformatigste Buch, dass ich für Buchsport gelesen habe und eignet sich perfekt als Coffe-table-Buch.

Geistdörfer, Christian: Walter und ich. Röhrl/Geistdörfer – das Dreamteam des Rallyesports. Mit Fotos von Ferdi Kräling. Delius Klasing 2016, 226 Seiten.

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Das Buch wurde mir auf Anfrage vom Verlag zur Verfügung gestellt.

Fußballtaktik; Jonathan Wilson

Revolutionen auf dem Rasen

„Revolutionen auf dem Rasen“ (engl.: „Inverting the Pyramid“) ist wahrscheinlich das moderne Standardwerk zur Geschichte der Fußballtaktik. Vielleicht kann man im fußballaffinen Freundeskreis auch noch Expertenpunkte sammeln, wenn man bei Gelegenheit anmerkt, dass Jimmy Hogan als Vater des ungarischen, österreichischen und deutschen Fußballs gilt. Antwortet jemand aus der Runde, dass Hogan auch Großvater des brasilianischen Fußballs ist, hat er wohl auch das Buch von Jonathan Wilson gelesen. Als moderner Klassiker eröffnet es die Buchsport-Aktion „Klassiker 2017“.

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Das moderne Standardwerk zur Fußballtaktik

Passen war zunächst verpönt

Wilson baut sein Buch chronologisch auf und beginnt bei den Anfängen des neuzeitlichen Fußballs in England in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Fußball war zunächst ein Dribbelspiel, Passen war verpönt. Erstaunlicherweise brachen die heute eher für ihren rustikalen Stil bekannten Schotten mit dieser Ansicht und entwickelten einen Kurzpassfußball, der lange als Gegenthese zum englischen Spiel galt. Durch englische Trainer und Arbeiter verbreitete sich der Fußball um 1900 durch ganz Europa. Gemessen daran, welchen Stellenwert der Fußball heute einnimmt, ist durchaus bemerkenswert, wie jung dieser Sport eigentlich ist.

So kam auch der oben erwähnte Jimmy Hogan, ein vom schottischen Stil beeinflusster Engländer, zunächst in die Niederlande und kurz später nach Wien, wo er den Aufschwung des österreichischen Fußballs einleitete. Später wirkte er noch in Budapest und Dresden, wo er unter anderem den späteren deutschen Nationaltrainer Helmut Schön traf.

Wilson beleuchtet die Entwicklungen der Fußballtaktik stets aus englischer Perspektive. Er stellt also Entwicklungen in England, beispielsweise die Erfindung des W-M-Systems mit drei (anstatt zwei) Verteidigern durch Herbert Chapman, und die englischen Reaktionen auf kontinentaleuropäische Neuerungen in den Mittelpunkt. Ein Beispiel dafür ist die Einführung des Pressing  durch Viktor Maslow bei Torpedo Moskau ab 1942, die den Übergang zum modernen Fußball markiert.

Manche taktische Neuerung ist schon 60 Jahre alt

Die Lektüre führt einem auch des öfteren vor Augen, dass vermeintlich neue Entwicklungen nur Wiederentdeckungen alter Ideen sind. Die heute so häufig erwähnten Dreiecke, in denen die Spieler sich zueinander stellen sollen, um stets mindestens zwei Passoptionen zu haben, gab es bei den Tottenham Hotspurs schon 1950. Und mit dem In-Wort Fluidität, das die Anpassung des Systems durch vielfältige Verwendbarkeit der Spieler bezeichnet, lässt sich schon die ungarische Nationalmannschaft der 1950er Jahre beschreiben.

Der deutsche Fußball spielt in „Revolutionen auf dem Rasen“ so gut wie keine Rolle, was angesichts 18 Europapokalsiegen, vier Welt- und drei Europameisterschaften etwas überraschend scheinen mag. Allerdings waren deutsche Vereine selten Vorreiter in taktischen Dingen. Die perfekte Ergänzung zu Wilsons Buch ist hier „Vom Libero zur Doppelsechs“ von Tobias Escher.

Wilson, Jonathan: Revolutionen auf dem Rasen. Eine Geschichte der Fußballtaktik. Die Werkstatt, 2015 (4., erweiterte Auflage; 2011). 576 Seiten.

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Diese verrückten 90 Minuten

Wolff Fuss ist als Fußballkommentator so eine Art Anti-Réthy. Er polarisiert nicht, bauscht die Spiele nicht unnötig auf, und zumindest in meinem Bekanntenkreis kenne ich niemanden, der spontan den Ton abschaltet, wenn Fuss kommentiert. Seine berufliche Autobiografie „Diese verrückten 90 Minuten“ ist zum Glück genauso angenehm und kurzweilig wie seine Kommentare.

Wolff Fuss 90 Minuten
Copyright: Verlag

Fuss erzählt in seinem „Fuss-Ball-Buch“ (so der kalauernde Untertitel) von seinen Anfängen bei DSF und DF1, wo er nachts seine ersten Livespiele der argentinischen und brasilianischen Ligen kommentieren durfte. Der Ton, den Fuss bei den Beschreibungen anschlägt und das gesamte Buch hindurch beibehält, erinnert an die „Günter Hetzer“-Kolumne der 11Freunde. Immer auf der Suche nach dem Gag auf eigene Kosten, dabei aber nicht bemüht lustig oder penetrant ichbezogen.

Das Buch ist in mehrere Abschnitte eingeteilt, und diese sind wiederum in Kapitel untergliedert. Jedes Kapitel baut auf ein Fußballspiel auf, das Fuss kommentiert oder privat besucht hat, und zu dem er eine lustige, interessante oder auch bewegende Geschichte zu erzählen hat. Den Kapitelabschluss bildet eine Statistikseite zu dem jeweiligen Spiel. Fand ich eine nette Idee. Oder könntet ihr spontan vier Mitspieler von Philipp Lahm im Champions Leage-Vorrundenspiel gegen Manchester United aus dem Dezember 2003 nennen? (Auflösung unten)

Ich fand sehr angenehm, dass Wolff Fuss mehrfach die Bedeutung seines Teams mit seinem Redakteur und Freund Michael Morhardt betont. Sie haben gemeinsam Angst vor Fans in Athen gehabt, sind gemeinsam in altersschwache Flugzeuge in Spanien gestiegen und haben gemeinsam mit Semino Rossi gesungen. Wie es dazu kam, lest ihr am besten selbst nach.

Ich kann „Diese verrückten 90 Minuten“ jedem empfehlen, der die Art von Wolff-Christoph Fuss mag, den Ton der „Günter Hetzer“-Kolumne schätzt, oder mehr über den Berufsalltag von Sportkommentatoren erfahren möchte.

Fuss, Wolff-Christoph: Diese verrückten 90 Minuten. Das Fuss-Ball-Buch. btb 2016, 304 Seiten.

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Lahms Mitspieler am 9.12.2003: Timo Hildebrand, Andreas Hinkel, Fernando Meira, Timo Wenzel, Jurica Vranjes, Zvonimir Soldo, Horst Heldt, Aljeksandar Hleb, Kevin Kuranyi, Imre Szabics

Das Buch wurde mir auf Anfrage vom Verlag zur Verfügung gestellt.

„Leider ist Zeit so eine arg begrenzte Ressource.“ – Interview mit Martin Rafelt

Martin Rafelt ist Autor bei Spielverlagerung, der wichtigsten deutschen Seite für Fußballtaktik. Nebenbei schreibt er u.a. für die Ruhr Nachrichten und unterstützt das ZDF mit Taktikanalysen. Zu seinem Buch „Vollgasfußball“ hat er mir ein paar Fragen beantwortet. Und gute Tipps für weitere Lektüre parat.

– Martin, wann und warum hast Du angefangen, Dich intensiv für Fußballtaktik zu interessieren?
Mich hat das Thema wohl schon immer etwas fasziniert. 2008 hat dann Klopp beim BVB übernommen und Ende dieses Jahres hatte ich dann eine Knieverletzung, sodass ich nicht mehr selber spielen konnte. Da hab ich angefangen, mich in das Thema einzuarbeiten und wurde immer weiter reingezogen.

– Du hast auch für Spielverlagerung viel über Klopp und den BVB geschrieben. Täuscht der Eindruck, oder bist Du seit Klopps Abgang weniger auf SV aktiv?
Die zeitliche Parallele ist tatsächlich vorhanden, da gibt es aber keine Kausalität. Ich war in den letzten 1,5 Jahren nur zunehemend anderweitig beschäftigt.

– Beobachtest Du Klopps weiteres Wirken in Liverpool? Wie schätzt Du seine Arbeit dort bislang ein?
Ich verfolge das natürlich intensiv, es wird ja im Buch auch noch angeschnitten. Ich finde die Entwicklung sehr interessant, auch weil sie etwas linearer und nicht ganz so Etappen-artig ist wie beim BVB. Klopp arbeitet in Liverpool fokussierter als früher an einem Aspekt, der für Dortmunds stärkste Phasen sorgte: Das Aufbau- und vor allem das Kombinationsspiel zwischen den Linien entwickelt sich konstant weiter und passt gut zu den Spielertypen. Die defensive Qualität ist dafür noch nicht ganz so überragend wie zu besten Dortmunder Zeiten, was wohl auch mit der merkwürdigen Fitnessthematik zusammenhängt.
-Und welche Aspekte von Klopps Fußball findest Du noch beim Tuchel-BVB?

Es wird natürlich immer noch Pressing gespielt, dabei nimmt die Sauberkeit und Intensität in letzter Zeit aber immer mehr ab. Prägender ist das Gegenpressing. Durch das fokussiertere Ballbesitzspiel wird der Gegner weit nach hinten gedrückt, sodass Dortmund bei Ballverlusten direkt Konter verhindern muss und kann. Das wird aber mittlerweile auch immer mehr von der Struktur getragen als von der Intensität.

– Eine Stärke von Klopp in seiner Zeit beim BVB war, dass er das Spiel seiner Mannschaften von Saison zu Saison verändern konnte und damit auch Abgänge von Leistungsträgern auffing. Welche Anpassung hat aus Deiner Sicht den größten Qualitätssprung gebracht? Und welche findest Du in der Rückschau am überraschendsten?
Die große Leistungsexplosion kam ja mit dem Einbau von Kagawa und Götze vor der ersten Meistersaison. Im Zuge dieser personellen Entwicklung wurde auch die Spielweise konstruktiver, eleganter, es gab mehr Kombinationsspiel, mehr Positionswechsel und eine bessere Gegenpressing-Struktur. Im Folgejahr gab es noch mal einen Sprung durch einen neuen Fokus auf Ballbesitzspiel und die Integration Gündogans. Die beiden Sachen sind für mich die besten Entwicklungen dieser Ära.
– Mit Sahin und Kagawa sind zwei vormalige Leistungsträger nach relativ kurzem Auslandsaufenthalt zum BVB zurückgekehrt. Mikhitaryan hat momentan bei Manchester auch große Anlaufschwierigkeiten. Siehst Du bei den Dreien Gemeinsamkeiten? Gibt es Gründe, warum diese großartigen Fußballer in Dortmund deutlich stärker waren als in anderen Teams?
Der wesentlichste Unterschied ist wohl, dass die Konkurrenz bei den großen Klubs höher ist. Das dürfte vor allem bei Sahin ausschlaggebend gewesen sein. Kagawa und Mkhitaryan, auch Götze teilweise, sind speziellere Fälle, weil sie extremst defensivstarke Offensivspieler sind und viel über Kombinationsspiel kommen. Das sind Qualitäten, die bei den großen Klubs nicht so geschätzt werden wie in der Pressing-Oase Dortmund. Da wird bei den Offensivspielern mehr die individuelle Durchschlagskraft erwartet. Mourinho setzt kaum auf das strukturierte Offensivspiel, das Mkhitaryan für richtige Effektivität braucht. Als Kagawa da war, hat Manchester übermäßig (und ineffektiv) das Flügelspiel fokussiert, was völlig an Kagawas Fähigkeiten vorbeigeht.

– Hast Du vom BVB oder aus dem Umfeld von Klopp eine Reaktion auf Dein Buch bekommen?
Nein.

– Hier bei Buchsport dreht sich alles um Bücher. Was sind Deine Lieblingsbücher – über Fußball und ganz allgemein?

Über Fußball ist mein Lieblingsbuch vielleicht Dennis Bergkamps „Stillness And Speed“. Und eigentlich auch „Fußball durch Fußball“ von den Kollegen. Biermanns „Die Fußballmatrix“ hat mich damals auch inspiriert. Allgemein les ich leider viel zu wenig, aber recht viel Murakami.

– Welche Sportlerbiographie/welches Sportbuch würdest du gerne noch lesen?
Ich hab jetzt erst einen Artikel von Mkhitaryan gelesen. Der war super, das würd ich auch in Buchlänge lesen. Generell les ich es gerne, wenn gute und reflektierte Fußballer über Fußball sprechen. Messi könnte total interessant sein, Rio Ferdinand und Wayne Rooney fallen mir ein, Thomas Müller auf jeden Fall, Xavi, Busquets, Leon Britton, Luka Modric…

– Und welche/s schreiben?
Zahllose…zumindest hatte ich schon zahllose Ideen. Ich würde gerne viel grundlegende Arbeit machen über Fußballtaktik. Offensivspiel, Kombinationsspiel, die Natur des Fußballs, Formationen und Staffelungen, Bewertung und Vorurteile. Irgendwann würd ich vielleicht gerne mal was über Denkstrukturen machen. Aber leider ist Zeit so eine arg begrenzte Ressource.

Vollgasfußball

Mit hoher Intensität und reichlich Emotionen zu großen Erfolgen – so etwa habe ich die Zeit von Jürgen Klopp bei Borussia Dortmund erlebt. Dass ich dabei höchstens an der Oberfläche gekratzt habe, machte mir das Buch „Vollgasfußball. Die Fußballphilosophie des Jürgen Klopp.“ von Martin Rafelt deutlich.

Ich sah dem Buch mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits war der Fußball des BVB unter dem Trainer Klopp wirklich spektakulär. Andererseits ist Rafelt Stammkraft beim Taktikblog Spielverlagerung.de, und seine Texte dort gehen mir persönlich häufig zu sehr ins Detail. Daher erwartete ich für „Vollgasfußball“ durchaus zähe Lektüre.

Zu meiner großen Freude schafft es Martin Rafelt aber, die Perspektive um eine oder sogar zwei Ebenen zu erhöhen. Anstatt einzelner Spielszenen (die schaffen es höchsten beispielhaft ins Buch) konzentriert er sich auf größere Entwicklungslinien und idealtypische Abläufe. Auch die Sprache profitiert gefühlt vom Verlagslektoriat und ist gut verständlich.

Copyright: Die Werkstatt.
Copyright: Die Werkstatt.

Das Buch ist nach Saisons gegliedert, als Auftaktkapitel fungiert eine Beschreibung des Menschen und Trainers Jürgen Klopp. Hier punktet Rafelt aus meiner Sicht zum ersten Mal richtig, indem er betont, dass wir Jürgen Klopp nicht isoliert begreifen sollten, sondern als nach außen sichtbarsten Teil eines Trainerteams mit Peter Krawietz und Zeljko Buvac. Anschließend werden die sieben Jahre von Klopp beim BVB betrachtet. Dem Champions League Finale 2013 ist ein eigenes, kurzes Kapitel gewidmet. Ein Ausblick auf den FC Liverpool beendet das Buch.

Bei der Lektüre wurde mir erst verständlich, dass Klopp zwei Jahre benötigte, um den BVB vollkommen zu „seiner“ Mannschaft zu machen. Angesichts dessen sollten sich die Fans in Liverpool auf die Saison 2017/18 freuen. Nach den zwei Eingewöhnungsjahren folgten zwei unglaublich erfolgreiche Saisons, an deren Ende jeweils der Meistertitel stand. Die Saison 2012/13 lief national nicht wirklich gut, der Fokus lag eher auf der Champions League. Die beiden letzten Jahre waren dann von einem deutlichen Leistungsabfall gekennzeichnet.

Rafelt ist Fan von Jürgen Klopp, das wird immer wieder deutlich. Manche Beschreibung gerät darob vielleicht eine Spur zu euphorisch, allerdings spart er auch nicht mit kritischen Worten, etwa beim Thema Trainings- und Belastungssteuerung. Besonders gelungen finde ich die sieben Spielerporträts und sieben Exkurse (bspw. „Gegenpressing“, „Die Bedeutung des Zentrums“). Kevin Großkreutz und Marcel Schmelzer sehe ich seitdem in ganz anderem Licht und verstehe beispielsweise, warum Schmelzer beim BVB herausragend funktionierte, in der Nationalmannschaft aber gar nicht.

„Vollgasfußball“ ist ein Buch, das mich positiv überrascht hat.

Rafelt, Martin: Vollgasfußball. Die Fußballphilosophie des Jürgen Klopp. Die Werkstatt 2016. 175 Seiten.

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Der Verlag Die Werkstatt hat mir auf Anfrage ein Exemplar des Buches zur Verfügung gestellt.

Martin Rafelt hat mir zum Buch und seiner Sicht auf den Fußball auch ein paar Fragen beantwortet. Zum Interview geht es hier entlang.