Ronald Reng hat sich mit seinen herausragenden, einfühlsamen Sportbüchern einen Namen gemacht. Nach Biografien und einer Geschichte der Bundesliga wendet er sich dem Jugendfußball zu. Mit „Der Große Traum: Drei Jungs wollen in die Bundesliga“ liefert er erneut ein Werk ab, das Fußballfans und Leser, die sich für menschliche Geschichten interessieren, gleichermaßen begeistern wird. In diesem Buch begleitet Reng über neun Jahre hinweg die drei jungen Fußballtalente Marius Wolf, Fotios Katidis und Niko Reislöhner aus der fränkischen Provinz, die alle denselben großen Traum verfolgen: Profifußballer in der Bundesliga zu werden.
WeiterlesenKategorie: Reportage
Wir werden ewig leben
Christoph Biermann gehört zu den profiliertesten Fußball-Autoren in Deutschland. Mit „Wir werden ewig leben“ gelingt ihm ein besonderes Buch. Ein Jahr lang begleitet er die Mannschaft von Union Berlin bei ihrer ersten Saison in der ersten Fußball Bundesliga – nicht als Fan oder Beobachter, sondern als Teil des Teams.
WeiterlesenLucky Loser
Felix Hutt war ein talentierter Tennis-Nachwuchsspieler. Bayerische Auswahl, Top 40 in Deutschland. Für die große Karriere hat es nicht gereicht, er ging ans College, heiratete, irgendwann schliefen Ehrgeiz und Leidenschaft für den Sport etwas ein. Gut fünfzehn Jahre später will er es noch einmal wissen und nimmt uns mit auf die Jagd nach einem Weltranglistenpunkt.
WeiterlesenPlanet Basketball
Ist es ein gutes Zeichen, wenn ein Buch den Leser dazu bringt, mitten im Kapitel zu Youtube zu wechseln? In diesem Fall ganz klar ja. Dank „Planet Basketball“ von André Voigt und Jan Hieronimi habe ich so viel NBA geschaut, wie in den letzten 10 Jahren nicht. Vieles davon waren Highlight Reels von Spielern meiner Jugend. Und ich habe Spieler entdeckt, die vor oder nach der Zeit aktiv waren, als NBA-Basketball im FreeTV zu sehen war. Blake Griffin, woah. Wer nach „Planet Basketball“ keinen Bock hat, gleich den nächsten Freicourt anzusteuern, hat diesen Sport nie geliebt.
Vince Carter. Hakeem Olajuwon. LeBron James. Julius Erving. John Stockton. Jedem Basketballfan schießen bei diesen Namen Bilder von Dunks, Blocks, Hakenwürfen oder No-look-Pässen in den Kopf. Und die genannten sind nur ein kleiner Teil der behandelten Spieler.
Das Buch ist in fünf Abschnitte unterteilt („Basketball in D“, „Stars“, „Sorgenkinder“, „Legenden“ und „Bonus“), von denen jeder zahlreiche Kapitel enthält. Immerhin ist „Planet Basketball“ mit 512 Seiten ein echter Brocken. Mir haben die „Sorgenkinder“ und die „Legenden“ am besten gefallen. Grant Hill ist der einzige NBA-Spieler, dessen Shirt ich je besaß. Voigt und Hieronimi widmen dem Forward, der wegen zahlloser Verletzungen die in ihn gesteckten Erwartungen nicht erfüllen konnte, neun Seiten. Earvin „Magic“ Johnson und Larry Bird kannte ich zwar vom Namen her, ihre großen Jahre habe ich aber nicht live erlebt. Hieronimi erzählt in seinen Kurzbiografien so mitreißend von ihrer Rivalität und Freundschaft, dass ich mehrere Stunden in Clips ihrer Highlights abgetaucht bin (zum Beispiel diesem hier).
Am Ende des Legenden-Kapitels findet sich ein Buch-im-Buch. Was Voigt als „NBA-Storys“ in ein Kapitel packt, hätten andere als „111 Gründe, die NBA zu lieben“ gesondert verkauft. Und wären dabei wahrscheinlich weniger originell geblieben. Dieses Kapitel alleine lohnt den Kauf des Buches. Oder hättet ihr gewusst, dass Michael Jordan 1990 einmal mit der Nummer 12 aufgelaufen ist? Am Ende dieses Kapitels gibt es eine Geschichte des Dunks und obendrein noch die Zusammenstellungen „Die besten Dunker aller Zeiten“ und „Die Top-Five-Dunks“. Spätestens da verabschieden sich viele Leser wahrscheinlich wieder länger in die Tiefen der Video-Archive.
Reporter: „Mr. Walker, warum schießen sie so viele Dreier?“ – Antoine Walker: „Weil es keine Vierer gibt.“
Der Großteil der Geschichten entstammt der Basketball-Zeitschrift „Five“, deren Chefredakteur Dre Voigt seit 2003 ist. Das sehe ich nicht als Makel, weil die Geschichten zeitlos sind und viele zudem für das Buch überarbeitet wurden.
Jeder, der Mitte der 1990er Sonntag morgens jump ran geschaut hat, wird an diesem Buch seine helle Freude haben. Allen, die damals noch nicht geboren waren, ist das Buch umso mehr empfohlen. Unterhaltsamer wird die Geschichte des kommerziellen Basketballs nirgends erzählt. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung, die derzeit auf meinem Nachttisch liegt.
Die beiden Autoren waren außerdem so nett, mir ein paar Fragen zu ihrer Sicht auf die NBA, Sportbücher und geplante Projekte zu beantworten. Hier geht es zum Interview.
Voigt, André und Jan Hieronimi: Planet Basketball. Full Court Press: 10 Jahre zwischen Kobe und Keyboard. Basketballnerds 2016 (6., akt. Auflage; 2011). 512 Seiten.
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Das Buch wurde mir auf Anfrage von den Autoren zur Verfügung gestellt.
The Captain Class
Was haben Ferenc Puskás, Bill Russell, Jérôme Fernandez und Mireya Luis gemeinsam? Sie waren Kapitän_in einer der erfolgreichsten Sportmannschaften der Geschichte. Sam Walker begann für einen Artikel im Wall Street Journal mit der Recherche nach den Gründen, die ein sehr gutes Team von einer die Sportart überstrahlenden Dynastie unterscheiden. Der Artikel ist nie erschienen – dafür aber dieses großartige Buch. Walker kam durch seine Recherchen zu dem Schluss, dass der Kapitän oder die Kapitänin der entscheidende Faktor für den Erfolg ist.
Mir hat besonders gefallen, dass Walker versucht, sich dem Thema mit wissenschaftlichen Methoden zu nähern. Er greift nicht willkürlich erfolgreiche Mannschaften heraus, sondern definiert zunächst Kriterien, die diese erfüllen müssen (mindestens fünf Spieler, die gemeinsam auf dem Feld stehen und mit einem gegnerischen Team interagieren; eine Mindestzahl von Ländern, in denen es eine große Sportart und damit genügend Konkurrenz auf hohem Niveau gegeben ist; eine Erfolgsserie über mehrere Jahre die sich statistisch von allen anderen in der jeweiligen Sportart abhebt). Nach diesen Kriterien siebt er am Ende zwölf Mannschaften heraus. Im Anhang findet sich darüber hinaus eine Liste mit allen untersuchten Teams und ihrer Platzierung.
Die zwölf Mannschaften und ihre Spielführer_innen, die für Walker zur ersten Kategorie zählen, sind
- Collingwood Magpies (Australian rules football, 1927-30; Syd Coventry)
- New York Yankees (Major League Baseball, 1949-53; Yogi Berra)
- Ungarn (Männerfußball, 1950-55; Ferenc Puskás)
- Montreal Canadiens (National Hockey League, 1955-60; Maurice Richard)
- Boston Celtics (National Basketball Association, 1956-69; Bill Russell)
- Brasilien (Männerfußball, 1958-62; Hilderaldo Bellini)
- Pittsburgh Steelers (National Football League, 1974-80; Jack Lambert)
- Sowjetunion (Männereishockey, 1980-84; Waleri Wassiljew)
- Neuseeland All Blacks (Rugby Union, 1986-90; Wayne Shelford)
- Kuba (Frauenvolleyball, 1991-2000; Mireya Luis)
- Australien (Frauenfeldhockey, 1993-2000; Rechelle Hawkes)
- Vereinigte Staaten von Amerika (Frauenfußball, 1996-99; Carla Overbeck)
- San Antonio Spurs (National Basketball Association, 1997-2016; Tim Duncan)
- FC Barcelona (Profifußball, 2008-13; Carles Puyol)
- Frankreich (Männerhandball, 2008-15; Jérôme Fernandez)
- Neuseeland All Blacks (Rugby Union, 2011-15; Richie McCaw)
Einige der Beispiele leuchten unmittelbar ein und wären wahrscheinlich vielen Sportfans sofort in den Sinn gekommen. Bei den New York Yankees ging es nur um die Frage, welche der legendären Mannschaften die Aufnahme in Walkers elitären Kreis schaffen würde. Die Eishockey Nationalmannschaft der UdSSR der frühen 80er Jahre funktionierte wie eine perfekt geölte Maschine und stellte unglaubliche Rekorde auf. Und der FC Barcelona gewann zwischen 2008 und 2013 alles, was es im Weltfußball zu gewinnen gibt. Mehrfach.
Hätte mich jemand nach der besten Basketballmannschaft in der Geschichte der NBA gefragt, hätte ich spontan wahrscheinlich Michael Jordans Chicago Bulls der 90er Jahre genannt. Wenn Jordan sich nicht zwischendurch eine Pause genommen hätte, um sein Glück als Baseballprofi zu suchen, hätte es vielleicht auch für eine Platzierung in Kategorie eins gereicht. So aber sind die Boston Celtics um Kapitän (und später Spielertrainer) Bill Russell mit elf Meistertiteln in 13 Jahren das Maß aller Dinge. Und im Hinblick auf die Konstanz liegen die San Antonio Spurs mit 19 Play-Off-Teilnahmen in Folge deutlich vorne.
Jordan ist auch ein gutes Beispiel, dass ein Starspieler nicht zwangsläufig auch ein guter Kapitän ist. Eine Gemeinsamkeit der Spielführer in Kategorie eins ist, dass sie eher die Wasserträger ihrer Mannschaft waren und das Licht der Öffentlichkeit mieden. Sie stellten den Mannschaftserfolg über die eigenen Statistiken. Für den Erfolg ihres Teams legten sie sich mit Gegnern, Schiedsrichtern und wenn nötig auch dem eigenen Trainer oder der Klubführung an. An diesem Punkt erzählt Sam Walker auch ausführlicher über Phillip Lahm, der als einer von drei Fußballspielern gleich zwei Mannschaften der Kategorie zwei anführte (die anderen beiden sind Franz Beckenbauer und Didier Deschamps). Walker führt den Erfolg des FC Bayern in den 2000er Jahren auf das Interview zurück, das Lahm der Süddeutschen Zeitung gab und in dem er die Clubführung dafür kritisierte, keinen langfristigen Plan zu haben. In der Folge wurde unter Trainer Luis van Gaal eine Spielphilosophie entwickelt, der der Verein bis heute folgt.
Seinem wissenschaftlichen Ansatz folgend, zieht Walker unter anderem die Trainer als alternative Begründung für eine alles überstrahlende Erfolgsserie einer Mannschaft in Betracht. Er kommt bei seiner Untersuchung aber zu dem Schluss, dass diese Serien häufig mit der Zugehörigkeit bestimmter Spieler zu der Mannschaft zusammenfallen, der Trainer aber zwischenzeitlich wechselt.
Für mich gehört The Captain Class klar zu den besten Büchern, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Ich würde es jedem empfehlen, der sich für Teamdynamiken interessiert oder seinen sportlichen Horizont erweitern möchte.
Walker, Sam: The Captain Class. The Hidden Force That Creates the World’s Greatest Teams. Random House 2017. 352 Seiten.
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Ich habe The Captain Class als Hörbuch über Audible gehört.