American Football

Von Sven Morgen

Air Coryell, 4-3 Over oder Restricted Free Agents… Genauso wie die häufigen Menschenknäuel beim American Football sind auch die dazugehörigen Begriffe für Einsteiger ziemlich verwirrend. Adrian Franke (@adrianbb89 bei Twitter), Redakteur für die NFL bei spox.com, hat mit seinem ersten Buch nun eine deutschsprachige Einführung zum American Football geschrieben, die genau dieses Begriffswirrwarr aufschlüsseln möchte. Denn ohne ein paar Grundideen und Konzepte des Spiels zu kennen, dürfte das Schauen von Footballspielen auf Dauer enttäuschend sein. Die Plays dauern meist nur wenige Sekunden. Oft spitzt sich das gesamte Spielgeschehen auf ein einzelnes Play kurz vor Schluss zu, welches dann über Sieg oder Niederlage entscheidet und an dessen Ende der ungeübte Zuschauer meist nicht so genau weiß, was gerade warum passiert ist.

American Football, Tom Brady, NFL
Kompakte und präzise Einführung: American Football von Adrian Franke

Offense, Defense, Special Teams – alles dabei

Hier setzt Franke in seinem Buch an und zerlegt dieses überaus komplexe Spiel in seine Grundelemente. Dabei erklärt er in einzelnen Kapiteln die Offense, das Laufspiel, die Defense und die Special Teams. So werden zum Beispiel die historische Entstehung und Funktionsweise der einzelnen Offense-Konzepte vorgestellt und erläutert. Nach der Lektüre ist der Leser dann in der Lage, den Unterschied zwischen einer Air Coryell, West Coast Offense und Erhardt-Perkins-Offense und deren jeweiligen Vor- und Nachteile zu erkennen. Er kann dann beispielsweise besser verstehen, warum der Quarterback oft nur kurze Pässe in die Mitte wirft, anstatt den spektakuläreren weiten Touch-Down-Pass zu versuchen. Franke zeigt so die taktische (in den einzelnen Spielzügen) und die strategische Dimension (die Machtpläne und Grundausrichtungen der Teams) auf, die dieses Spiel so besonders und interessant machen. Dies wird immer wieder mit historischen Anekdoten aufgelockert und mit Referenzen zu aktuellen Spielern angereichert.

Ergänzend zu den einzelnen Elementen des Spiels geht Franke auch auf den Rahmen der NFL ein und erläutert den Draft, die Free Agency und den Salary Cap. Hier unterscheidet sich American Football vielleicht am meisten vom Fußball. Das Transfersystem funktioniert nicht über Ablösesummen, sondern über den Draft, bei dem die einzelnen Teams je nach Leistungsstärke in einer bestimmten Abfolge das Recht erhalten, die besten Nachwuchsspieler zu verpflichten. Da dabei die schwächsten Teams die höchsten Draftpicks erhalten, besteht im American Football mittel- und langfristig grundsätzlich eine höhere Chancengleichheit als beim Fußball. Die aktuelle Dominanz der New England Patriots ist dabei als Ausnahme zu verstehen, die mit der besonderen Kombination von Head Coach Bill Belichick und Ausnahme-Quarterback Tom Brady erklärt werden kann.

Franke schafft es in gut strukturierten Kapiteln und durch eine präzise Schreibe, alle Bestandteile des American Football und deren Grundlogik zu erklären. Sinnvolle Taktikgrafiken erhöhen die Verständlichkeit der teilweise recht komplizierten Taktiksysteme im American Football. Das ausführliches Wörterbuch zum Schluss runden die Einführung ab.

Frankes Buch ist der perfekte deutschsprachige Einstieg für all die, die sich intensiver mit American Football und dessen taktischen und strategischen Grundkonzepten beschäftigen wollen. Die Lektüre erhöht auch das Lesevergnügen an Frankes Analysen und Artikel bei spox.com und Twitter. Als Anschlusslektüre wäre „Take your eye off the ball 2.0“ von Pat Kirwan empfohlen, der die einzelnen Spielerpositionen intensiv betrachtet sowie deren Aufgaben und Anforderungsprofile erklärt und damit weitere taktische und strategische Dimensionen zugänglich macht.

Franke, Adrian: American Football. Alles, was man wissen muss. Meyer & Meyer 2018, 200 Seiten.

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„Take your eye off the ball 2.0“ von Pat Kirwan bei Amazon kaufen.

Autor Sven Morgen ist auch bei Twitter unterwegs: @svenmorgen

Am Ende kackt die Ente

Frank „Buschi“ Buschmann ist eines der Gesichter des Basketballs in Deutschland. Selbst hat er immerhin in der zweiten Liga gespielt, Bekanntheit erlangte er dann als Moderator und Kommentator von NBA und BBL, später auch Fußball-Bundesliga und aktuell NFL. Umstritten ist er weniger wegen seiner Kompetenz, sondern wegen seiner äußerst emotionalen Art der Berichterstattung.

Einige seiner Sprüche sind bei seinen Fans Kult. Diesen Kult pflegt und bedient Buschmann und bringt damit etwas reserviertere Zuseher gegen sich auf. In jedem Fall sticht er aber aus der Masse der Kommentatoren heraus und hat so seine eigene Marke geschaffen.

Der Untertitel des Buches  „Aus dem Leben eines Sportverrückten“ erzählt viel über Frank Buschmann. Klar, im Basketball ist er zuhause, da ist er wirklich stark. Aber er beschreibt glaubhaft, dass er sich für so ziemlich jede Sportart begeistern, zumindest aber interessieren kann und allen Sportlern mit großem Respekt begegnet. Diese pure Liebe zum Sport ist trotz der vielen Jahre im Sportbusiness noch zu spüren.

Copyright: Edel Books
Copyright: Edel Books

Am interessantesten waren für mich die Kapitel über seine Zeit als Moderator im Deutschen Haus bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking und über seine Beteiligung am Wahlkampf Gerhard Schröders. Beides Aspekte, die ich so nicht kannte und die tatsächlich hinter die Kulissen blicken lassen. Denn darum geht es doch vorwiegend bei einer Autobiografie – den Menschen hinter der öffentlichen Figur zu zeigen. Macht Buschmann aus meiner Sicht leider viel zu selten. Stattdessen deutet er beispielsweise die Vorkommnisse seines Abgangs bei Sport1 nur an, oder bleibt bei der Beschreibung seiner Tätigkeit zu bei „Schlag den Raab“ extrem oberflächlich.

Etwas schade auch, dass Buschmann den Anschein erweckt, die Grundlagen der NBA-Berichterstattung in Deutschland gelegt zu haben. Ein kleiner Gruß an den Kollegen Lou Richter und „Jump ran“ wäre nett gewesen.

Was mir nicht so gut gefallen hat, sind die Wiederholungen einzelner Sprüche und Anekdoten sowie ein latenter Rechtfertigungszwang. Einmal zu lesen, dass jemand „kleiner als ein Spiegelei“ ist und dass das emotionale Wesen eben zu ihm gehöre, hätte auch gereicht. Mehrmals seine bekanntesten Sprüche zu zitieren lässt Buschi  selbstverliebter wirken, als das am TV der Fall ist. Und warum er einmal von „der DSF“ (S. 53) und „Matz Hummels“ (S. 168) schreibt, ist mir eigentlich unerklärlich. Verschlimmbesserung im Lektorat?

Mir hat der Osterhase das Buch gebracht. Ostersonntag am Morgen gefunden, Ostermontag am Nachmittag war ich durch. Und zwischendrin war durchaus noch anderes Programm. Für nebenher recht kurzweilig.

Buschmann, Frank: Am Ende kackt die Ente. Aus dem Leben eines Sportverrückten. Edel 2014. 256 Seiten.

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Zusätzlich gibt es das Hörbuch, von Buschi selbst gelesen.

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