Wunschzettel für Weihnachten

Noch gut fünf Wochen bis Weihnachten. Höchste Zeit also, sich Geschenke für Familie und Freunde zu überlegen. Und den eigenen Wunschzettel zu schreiben, um ihn an den Weihnachtsmann zu schicken. Ich habe ein paar Vorschläge zusammengestellt.*

Geistdörfer, Christian: Walter und ich. Die am schwierigsten zu beschenkenden Menschen? Väter. Schwiegerväter. Männer der vorherigen Generation. Die haben die große Zeit des Rallye-Sports in Deutschland mit den WM-Siegen von Walter Röhrl erlebt. Röhrls Beifahrer Christian Geistdörfer hat seine Erinnerungen aufgeschrieben und zahlreiche Bilder beigefügt. Perfekt, um viele Stunden in Erinnerungen zu schwelgen. Walter und ich bei Amazon kaufen.

Reng, Ronald: Mroskos Talente. Das Fußballbuch des Jahres der Deutschen Akademie für Fußballkultur. Von Ronald Reng, dessen Bücher immer lohnen. Über die prekäre Seite des Fußballbusiness. Titelfigur Lars Mrosko arbeitet als Scout unter anderem für Felix Magath. Als er keine Anstellung mehr findet, probiert er sich als Spielervermittler. Sehr gut geschrieben und mit neuen Perspektiven auf den Fußball. Mroskos Talente bei Amazon kaufen.

Harbach, Chad: Die Kunst des Feldspiels. Ein Roman, in dem Beziehungen das zentrale Thema ist. Die Beziehung zwischen Vater und Tochter, die Beziehung zwischen Freunden, die Beziehung zwischen einem Studenten und dem Uni-Präsidenten. Und die Beziehung des Protagonisten Henry Skrimshander zu seinem Lieblingssport Baseball. Solche Bücher möchte ich gerne auch zu anderen Sportarten lesen. Die Kunst des Feldspiels bei Amazon kaufen.

Agassi, Andre: Open. An Agassis Leben kam man um die Jahrtausendwende kaum vorbei. Schillernde Figur auf dem Tennisplatz. Ehe mit und Scheidung von Schauspielerin Brooke Shields. Seit 2001 verheiratet mit Steffi Graf. In seiner Autobiografie erzählt Agassi von alldem und noch viel mehr. Außergewöhnlich gut geschrieben. Sehr empfehlenswert auch das Hörbuch. Open bei Amazon kaufen. Open als Hörbuch bei audible kaufen.

Escher, Tobias: Vom Libero zur Doppelsechs. Solltet ihr das noch nicht im Regal (oder auf dem Reader) haben, wird es höchste Zeit. Ihr werdet den Fußball und seine Entwicklung besser verstehen. Einziger Nachteil: um euch anschließend ansprechend über Fußball unterhalten zu können, versorgt ihr am besten auch noch den Freundeskreis mit Eschers Buch. Vom Libero zur Doppelsechs bei Amazon kaufen.

Montague, James: Thirty-One Nil. Habt ihr auch manchmal das Gefühl, FIFA und UEFA machen mit dem ganzen Kommerz den Fußball kaputt? Dann folgt James Montague auf eine Reise zu den absoluten Außenseitern im Weltfußball und entdeckt den Zauber wieder, den das Spiel und die Aussicht auf eine WM-Teilnahme versprühen können. Auch für Leute mit Fernweh ein gutes Geschenk. Thirty-One Nil bei Amazon kaufen.

Squires, David: The Illustrated History of Football. Gerade erst erschienen. Das erhöht die Chance, dass der Fußballfreak in eurem Familien- oder Bekanntenkreis Squires großartigen Comic noch nicht hat. Er wird sich darüber freuen. Sehr. Und euch lange dankbar sein. The Illustrated History of Football bei Amazon kaufen.

 

Trojanow, Ilija: Meine Olympiade. Ihr seid mehr so der Fernsehsportler? War Ilija Trojanow auch. Bis er sich entschied, alle Sportarten der olympischen Sommerspiele auszuprobieren. Darüber hat er anschließend ein Buch geschrieben. Hat mir sehr gut gefallen und Lust gemacht, mal etwas Neues zu testen. Meine Olympiade bei Amazon kaufen. Das Hörbuch ist vom Autor selbst gelesen. Meine Olympiade als Hörbuch kaufen.

Reng, Ronald: Spieltage. Nochmal Ronald Reng. Weil seine Bücher so toll sind. Spieltage erzählt die Geschichte der Fußball Bundesliga am Beispiel einer einzelnen Person. Heinz Höher ist erst als Spieler dabei, dann als Trainer, und schließlich als Außenstehender, der nicht loslassen kann. Ich habe das Buch bisher zweimal gelesen, und dabei wird es sicher nicht bleiben. Gehört ins jedes Sportbuch Regal. Spieltage bei Amazon kaufen.

War noch kein Buch für Euch dabei? Dann wünscht Euch oder verschenkt ein Jahresabo von NoSports. Das Schwestermagazin der 11Freunde widmet sich allem außer Fußball. Oder wolltet Ihr nicht schon immer wissen, was Jürgen Hingsen heute so treibt? Sehr schick aufgemacht. Erscheint alle zwei Monate und gibt Euch im Abo Freude für ein ganzes Jahr. Hier geht’s zur Abo-Seite.

* Die meisten der erwähnten Bücher habe ich hier auf dem Blog schon vorgestellt. Bei den anderen bin ich noch nicht dazu gekommen. Gelesen habe ich aber alle.

Open

Andre Agassi ist einer der besten Tennisspieler aller Zeiten. Und er hat Tennis immer gehasst. Seine Autobiografie stand seit ihrem Erscheinen auf meiner Leseliste. Jetzt bin ich endlich dazu gekommen. Und bin begeistert.

Die 90er waren in Deutschland wegen der großen Erfolge von Steffi Graf und Boris Becker das große Jahrzehnt des Tennis. Und wer sich für die Spiele von Becker interessierte, kam am amerikanischen Paradiesvogel Andre Agassi nicht vorbei. Wenige Spieler haben in der Geschichte des Tennis so polarisiert wie der Mann aus Las Vegas. Sein Kleidungsstil war auffällig bis provokativ, sein Spiel war nicht elegant, sondern voller Power. Sein bester Schlag war nicht der Auf-, sondern der Rückschlag.

Agassi, Tennis, Open
Copyright: Droemer Knaur

Vielleicht kam er deshalb auch im Leben mit Rückschlägen besser klar als viele andere. Denn Agassis Karriereweg war keineswegs geradlinig. Sein Vater drückte ihm schon mit drei Jahren einen Schläger in die Hand, baute auf dem Grundstück in der Wüste bei Las Vegas einen Tennisplatz, konstruierte eine Ballmaschine und ließ den kleinen Andre stundenlang Bälle schlagen. Der Junge hatte Talent und gewann schnell die ersten Turniere, was zu noch mehr Förderung führte und schließlich zum Umzug in die Bolletieri-Akademie. Dort war der jugendliche Andre Agassi noch unglücklicher als zuhause, fing an zu rebellieren und arbeitete intensiv an seinem Rauswurf. Gleichzeitig wurde aber auch sein Spiel immer besser. Mit 15 Jahren verließ er die Akademie wieder. Mit 17 gewann er sein erstes ATP-Turnier, mit 18 kam er bei zwei Grand Slam Turnieren ins Halbfinale. 1992 gewann er Wimbledon, 1994 die US Open, 1995 die Australian Open. Im gleichen Jahr wurde er auch die Nummer 1 der Weltrangliste.

Eine ernstere Verletzung am Handgelenk führte 1997 zu einem beispiellosen Abstieg. Von Schmerzen geplagt verlor Agassi Erstrundenmatch um Erstrundenmatch und fiel schließlich aus den Top 100 der Welt. Gleichzeitig war er bereits unglücklich mit der Schauspielerin Brooke Shields verheiratet. Er flüchtete sich in Alkohol und probierte sogar Crystal Meth, was zu einer positiven Dopingprobe führte. Nur mit der Lüge, aus dem Becher eines Freundes getrunken zu haben, konnte er eine Sperre und möglicherweise ein Karriereende verhindern. Die Beschreibung dieser Zeit gestaltet Agassi in „Open“ schonungslos gegen sich selbst. Wir bekommen den Menschen hinter der Fassade zu sehen, spüren seine innere Zerrissenheit. Diese Offenheit macht „Open“ zu einem echten Erlebnis. Dadurch gönnt man Agassi die späteren Erfolge und die Rückkehr an die Spitze noch mehr.

Auch die Psychologie hinter Spielen und Turnieren wurde für mich als Leser viel greifbarer. Agassi und Boris Becker konnten sich nicht ausstehen. Einmal schaffte es Becker, den Amerikaner mit dem Werfen von Handküssen in Richtung von Brooke Shields so aus dem Rhythmus zu bringen, dass dieser einen sicheren Vorsprung aus der Hand gab. Im Anschluss fokussierte sich Agassi wochenlang nur auf seine Rache und die Möglichkeit, es Becker heimzahlen zu können.

Das Werben um die Gunst seiner heutigen Frau Steffi Graf schildert Agassi ebenfalls ausführlich. Er fing sich mehr als nur einen Korb von der „Gräfin“ ein, bis sie schließlich einem Date zustimmte. Mein persönliches Highlight in diesem Bereich des Buches ist das erste Aufeinandertreffen von Agassis Vater Emmanuel mit Peter Graf, das fast in einem Boxkampf der beiden knapp 70jährigen Männer endet.

Agassis Buch sticht aus der Masse der Sportlerbiografien deutlich hervor. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, ergeht sich nicht in Floskeln und hat einfach eine bewegende Geschichte zu erzählen. Ein tolles Buch von einer faszinierenden Person.

Ich habe das leicht gekürzte Audiobuch gehört (7h 13min Spielzeit). Erzähler Heikko Deutschmann macht fast ein Hörspiel draus und hat mich wirklich in die Geschichte versetzt. Eine absolute Empfehlung.

Agassi, Andre: Open. Das Selbstporträt. Droemer HC 2009. 608 Seiten.

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Meine Olympiade

Ich freue mich sehr auf die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro, und das hat ganz wesentlich mit Ilija Trojanow und seinem neuen Buch zu tun. Für „Meine Olympiade. Ein Amateur, vier Jahre, 80 Disziplinen“ hat der bekannte Autor den Sportler in sich wiederentdeckt und sämtliche Einzelsportarten von Olympia 2012 trainiert. Dabei ist ein Buch entstanden, das auf wunderbare Art zeigt, was hinter der olympischen Gelddruckmaschine oft verborgen ist. Die reine Freude an der Bewegung. An den unterschiedlichsten Arten von Bewegung. Jede Sportart hat ihren Reiz, und Trojanow bringt sie uns alle näher.

Trojanow, Olympia, Meine Olympiade,
Copyright: Fischer

Die Schilderung eines Triathlons saugt den Leser direkt ins Buch mit detaillierten Beschreibungen der Wettkampfphasen und des Umfelds, sowie Trojanows selbstironischer Note. Anschließend erklärt er, dass er durch intensiven Fernsehkonsum der Spiele in London animiert wurde, wieder selbst aktiv zu werden. Als Ziel setzte er sich, in jeder messbaren Disziplin halb so gut zu sein, wie der Olympiasieger. Nach einem halben Jahr Grundlagentraining wagte er sich dann an 23 Sportarten und insgesamt 80 Disziplinen. Aus logistischen Gründen trainierte er stets mehrere Sportarten parallel, technische und körperlich anstrengende Sportarten gut gemischt. Und er machte aus Schwierigkeiten das beste und nutzte beispielsweise häufiges Kentern beim Kajakfahren für Schwimmtraining im Freiwasser. Einige Sportarten trainierte er in Ländern, die diesen besonders verbunden sind, Judo in Japan oder Ringen im Iran.

Trojanow erzählt nicht chronologisch, sondern hat die Sportarten kategorisiert, etwa „Im Wasser“, „Auf dem Wasser“, „Kleiner Ball, Großer Ball, Federball“, „Leises Schießen, Lautes Schießen, Tontaubenschießen“. Zudem schweift er öfter in die Frühgeschichte des Sports allgemein oder einzelner Disziplinen ab. So lernen wir beispielsweise, dass die Kampfrichter in der Antike Fehlversuche beim Werfen und Springen mit einem Stockschlag bestraften, oder dass der älteste Medaillengewinner der olympischen Geschichte ein 72 jähriger Schwede war.

Mir hat sehr gut gefallen, dass im Buch jede Sportart ernst genommen, und ihr trotzdem mit Humor begegnet wird. Vom 3000 Meter Hindernislauf etwa schreibt Trojanow, er sei „eine kenianische Disziplin, die irrtümlicherweise in Irland erfunden wurde“. Und für das Imageproblem von Tischtennis findet er herrliches Bild: „Unvorstellbar, dass in einem Hollywoodfilm der Held zur Bestätigung seiner Männlichkeit bei einem Ping-Pong-Workout gezeigt wird.“

Auf die Olympischen Spiele in Rio freue ich mich auch deshalb, weil „Meine Olympiade“ mir die Dimensionen der Leistungen noch einmal klarer gemacht hat. Im Dreisprung etwa springen die besten Männer um die 18 Meter weit. Damit ist jeder der drei Sprünge sechs Meter weit, „eine Länge, die man abschreiten sollte, um die enorme Leistung zu würdigen“.

Von mir bekommt „Meine Olympiade“ eine klare Leseempfehlung. Oder auch Hörempfehlung. Ich habe nämlich – zweimal – das leicht gekürzte Hörbuch gehört. Das ist vom Autor selbst gelesen und dauert etwa siebeneinhalb Stunden.

Trojanow, Ilija: Meine Olympiade. Ein Amateur, vier Jahre, 80 Disziplinen. Fischer, 336 Seiten.

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Quiet Leadership

Zum ersten Juli übernimmt Carlo Ancelotti das Traineramt beim FC Bayern. Er war bereits Trainer beim AC Mailand, bei Chelsea, Paris Saint-Germain und zuletzt Real Madrid. Die Pause nach seinem Aus in Madrid hat er genutzt, um ein Buch über seine Art der Mannschaftsführung zu schreiben: „Quiet Leadership – Wie man Menschen und Spiele gewinnt“ (orig.: „Quiet leadership. Winning Hearts, Minds and Matches.“). Eine gute Möglichkeit, den neuen FCB-Coach durch seine eigenen Worte kennenzulernen.

Copyright: Knaus

Das Buch ist in drei Teile („Erfolgskurven“, „Das Kerngeschäft“ und „Führen lernen“) und elf Kapitel gegliedert. Interessant hierbei ist, dass die deutschen Leser damit vorgeblich ein zusätzliches Kapitel „München“ bekommen. Tatsächlich sind lediglich die letzten Seiten von Kapitel 6 ausgegliedert worden. Jedem Kapitel folgt eine Einschätzung zu Ancelotti von ehemaligen Spielern, Gegnern oder Vorgesetzten wie Zlatan Ibrahimovic, John Terry, Paolo Maldini, Alex Ferguson und Milan-Manager Adriano Galliano. Nach dem deutschen „Zusatzkapitel“ äußert sich als tatsächliche Dreingabe Nationalspieler Toni Kroos zu seinem ersten Real-Trainer.

Im Zentrum des Buches stehen nicht taktische Überlegungen, Trainingsaufbau oder Spielerverpflichtungen, auch wenn all diese Bereiche angeschnitten werden. Ancelotti konzentriert sich auf den seiner Meinung nach wichtigsten Baustein für Erfolg in einer Gruppe, die Beziehungen untereinander. Diese sollen von Vertrauen und gegenseitigem Respekt geprägt sein. Die Spieler sollen sich etwa bei der Festlegung der Verhaltensregeln einbringen, weil sie sich dann stärker daran gebunden fühlen. Die Einbeziehung besonders der Führungsspieler ist für Ancelotti allgemein sehr wichtig, auch bei Trainingsformen und taktischer Aufstellung.

Mich hat sehr beeindruckt, wie abgeklärt und professionell Carlo Ancelotti das Fußballgeschäft sieht. Die Spieler, nicht der Trainer, sind für ihn die wichtigsten Angestellten des Vereins. Die normale Verweildauer eines Trainers bei einem Verein beziffert er auf drei Jahre. Darum sei es wichtig, für die vorhandenen Spieler das perfekte System zu finden, auch wenn er persönlich ein 4-4-2 bevorzugt. Als Beispiel führt er an, dass er bei Real in der Offensive ein 4-3-3 habe spielen lassen, weil Ronaldo sich als Linksaußen am wohlsten fühle. Zusätzlich orientiert Ancelotti an der Vereinskultur und der bisherigen Spielweise. Und wenn der Besitzer einen offensiven Fußball sehen wolle, dann sei es sein Job, genau dafür zu sorgen.

Ein weiterer Aspekt der Professionalität Ancelottis ist in meinen Augen, dass er viel Wert darauf legt, die Sprache zu lernen, um die Kultur des Vereins besser zu verstehen und sich besser einzuleben. Dasselbe erwartet er auch von seinen Spielern, und zwar innerhalb eines halben Jahres. Seine Begründung: „Wenn ich das in meinem Alter lernen kann, dann können die Spieler das erst recht.“

Ancelotti setzt sich vor der Vertragsunterschrift auch immer mit der Vereinskultur seines neuen Clubs auseinander, um die Erwartungen an ihn besser zu verstehen. Er fühle sich in einem familiären Umfeld wie bei Milan am wohlsten, könne sich aber auch auf unternehmerische Vereine wie Juventus einstellen. Im Zentrum seiner Arbeit stehen stets die Spieler. Mit Dingen, die er nicht kontrollieren kann, will er sich nicht groß aufhalten, sondern sie durch erfolgreiche Arbeit beeinflussen.

Carlo Ancelotti wird in Kürze 57 Jahre alt, wirkt aber sehr modern, wenn er über Aufgabenteilung spricht. Er beschreibt, wie die Aufgaben im modernen Profifußball für einen Einzelnen zu umfangreich geworden sind, und er sich deshalb auf seine Assistenten und Mitarbeiter verlässt. Dazu zählt er explizit auch die medizinische Abteilung, deren Expertise er vertraue. In Bezug auf die Nutzung von Datenanalyse zeigt er sich offen und selbstkritisch, verweist aber auch darauf, Daten nicht überzuinterpretieren. Aus diesem Teil stammt auch mein Lieblingssatz des Buches: „Es gibt genau einen Datensatz, der immer mit einem Sieg korreliert, und das sind Tore.“

Sämtliche Gastbeiträge heben hervor, welch großartiger Mensch Carlo Ancelotti sei. Er schaffe es, so etwa John Terry, zu den Spielern ein derartiges Vertrauensverhältnis aufzubauen, dass jeder bereit sei, alles für den Trainer zu geben. Auch Ancelotti selbst schätzt den Aufbau von Beziehungen als seine große Stärke ein. Aufgrund des tiefen gegenseitigen Vertrauens habe er beispielsweise Sergio Ramos überzeugen können, eine Zeit lang im Mittelfeld auszuhelfen. Die Gastbeiträge sind eine tolle Ergänzung zu den Ausführungen Ancelottis. Auch wenn sich die Aussagen stellenweise wiederholen, zeigt alleine der Umstand, dass sich große Egos wie Ronaldo und Ibrahimovic die Zeit für längere Interviews genommen haben, wie beliebt der Trainer bei seinen Mannschaften war.

Für Bayernfans lohnt die Lektüre sicherlich, bringt sie einem den neuen Trainer doch sehr persönlich näher. Aber auch, wer sich allgemein für die Arbeitsweise eines Spitzentrainers interessiert, ist mit dem Buch gut bedient. Zudem ist „Quiet Leadership“ als Management-Ratgeber angelegt und auch von der Seite mit Gewinn zu lesen.

 

Ancelotti, Carlo, Chris Brady und Mike Forde: Quiet Leadership – Wie man Menschen und Spiele gewinnt. Knaus 2016. 320 Seiten.

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Was mir sonst noch aufgefallen ist: gerade erscheinen eine Menge Bücher zum neuen Bayerntrainer. Da wittern die Verlage wahrscheinlich gute Geschäfte. Neben dem hier besprochenen gibt es noch

Ancelotti, Carlo: Die Autobiografie. Mit Allesandro Alciato und einem Vorwort von Paolo Maldini. Piper 2016. 240 Seiten.

(ital. orig.: Preferisco la coppa. Vita, partite e miracoli di un normale fuoriclasse. 2009.; eng.: The Beautiful Game of an Ordinary Genius. My Autobiography. Rizzoli 2010)

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Bei diesen lohnt eine Bildersuche, um die Titelseiten zu vergleichen. Das Image, das über Ancelotti so verbreitet wird, unterscheidet sich in den drei Ländern erheblich.

und

Vetten, Detlef: Carlo Ancelotti. Die Biografie. Riva 2016. 208 Seiten.

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Dieser Text erscheint in leicht abgewandelter Form auch beim Bayern-Fanblog Miasanrot.

Am Ende kackt die Ente

Frank „Buschi“ Buschmann ist eines der Gesichter des Basketballs in Deutschland. Selbst hat er immerhin in der zweiten Liga gespielt, Bekanntheit erlangte er dann als Moderator und Kommentator von NBA und BBL, später auch Fußball-Bundesliga und aktuell NFL. Umstritten ist er weniger wegen seiner Kompetenz, sondern wegen seiner äußerst emotionalen Art der Berichterstattung.

Einige seiner Sprüche sind bei seinen Fans Kult. Diesen Kult pflegt und bedient Buschmann und bringt damit etwas reserviertere Zuseher gegen sich auf. In jedem Fall sticht er aber aus der Masse der Kommentatoren heraus und hat so seine eigene Marke geschaffen.

Der Untertitel des Buches  „Aus dem Leben eines Sportverrückten“ erzählt viel über Frank Buschmann. Klar, im Basketball ist er zuhause, da ist er wirklich stark. Aber er beschreibt glaubhaft, dass er sich für so ziemlich jede Sportart begeistern, zumindest aber interessieren kann und allen Sportlern mit großem Respekt begegnet. Diese pure Liebe zum Sport ist trotz der vielen Jahre im Sportbusiness noch zu spüren.

Copyright: Edel Books
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Am interessantesten waren für mich die Kapitel über seine Zeit als Moderator im Deutschen Haus bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking und über seine Beteiligung am Wahlkampf Gerhard Schröders. Beides Aspekte, die ich so nicht kannte und die tatsächlich hinter die Kulissen blicken lassen. Denn darum geht es doch vorwiegend bei einer Autobiografie – den Menschen hinter der öffentlichen Figur zu zeigen. Macht Buschmann aus meiner Sicht leider viel zu selten. Stattdessen deutet er beispielsweise die Vorkommnisse seines Abgangs bei Sport1 nur an, oder bleibt bei der Beschreibung seiner Tätigkeit zu bei „Schlag den Raab“ extrem oberflächlich.

Etwas schade auch, dass Buschmann den Anschein erweckt, die Grundlagen der NBA-Berichterstattung in Deutschland gelegt zu haben. Ein kleiner Gruß an den Kollegen Lou Richter und „Jump ran“ wäre nett gewesen.

Was mir nicht so gut gefallen hat, sind die Wiederholungen einzelner Sprüche und Anekdoten sowie ein latenter Rechtfertigungszwang. Einmal zu lesen, dass jemand „kleiner als ein Spiegelei“ ist und dass das emotionale Wesen eben zu ihm gehöre, hätte auch gereicht. Mehrmals seine bekanntesten Sprüche zu zitieren lässt Buschi  selbstverliebter wirken, als das am TV der Fall ist. Und warum er einmal von „der DSF“ (S. 53) und „Matz Hummels“ (S. 168) schreibt, ist mir eigentlich unerklärlich. Verschlimmbesserung im Lektorat?

Mir hat der Osterhase das Buch gebracht. Ostersonntag am Morgen gefunden, Ostermontag am Nachmittag war ich durch. Und zwischendrin war durchaus noch anderes Programm. Für nebenher recht kurzweilig.

Buschmann, Frank: Am Ende kackt die Ente. Aus dem Leben eines Sportverrückten. Edel 2014. 256 Seiten.

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Zusätzlich gibt es das Hörbuch, von Buschi selbst gelesen.

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